Praktikumsbericht Larissa Heeke

Juli 2017

Eigentlich hatte ich erwartet, die Zeit nach dem Schulabschluss vor allem panisch zu verbringen, mit Kaffee und Sarkasmus als einzige Verteidigung gegen eine völlig ungewisse Zukunft. Zwar wusste ich, dass ich mich später gerne in jeglicher Form mit Geschriebenem, sei es von mir oder von anderen, beschäftigen würde, aber das hieß noch lange nicht, dass ich irgendeinen vernünftigen Plan für mein restliches Leben hatte. Umgeben von dem chaotischen Durcheinander des Lebens mühten ich und meine Mitschüler uns irgendwie durch das Abitur. Es waren apokalyptische Zeiten. Wie ein alter, hoffentlich bekannter Schuldirektor jedoch einst sagte: „Happiness can be found, even in the darkest of times, if one only remembers to turn on the light.“

Der Umschlag hatte damals ganz unschuldig vor mir auf dem Tisch gelegen. Meinen Hogwarts Brief mit entsprechendem Kuchen a la´ Hagrid hatte ich schon erhalten, was sonst sollte mir meine Familie zu meinem achtzehnten Geburtstag schenken? Nach dem Öffnen war ich ein wenig schlauer. Und ein wenig ungläubig. Denn meine Mutter hatte sich mit einer Autorin in Verbindung gesetzt und um ein Praktikum für mich gebeten. Katja Brandis. In München. Ein Praktikum bei Katja Brandis in München. Es war einer dieser Momente, von denen man weiß, dass man sich auch noch Jahre später daran erinnern wird.

Mehrere Wochen später und nach etlichen Planänderungen, verursacht durch Prüfungen und Abschiedszeremonien, war ich hier. An diesem Holztisch, der wohl vielen meiner Vorgängerinnen noch bekannt sein dürfte.

„Die Eisdrachen greifen die Stadt an, wegen einer Energiequelle. Ich weiß nur nicht genau wieso. Um ganz ehrlich zu sein, mehr weiß ich auch generell noch nicht über die Eisdrachen. Irgendeine Idee?“

So könnt ihr euch Katja bei der Arbeit vorstellen. In einem Moment ungenaue Vorstellungen einer sehr vagen Welt und im nächsten Moment ist ein brandneues Gesellschaftssystem bis in die kleinsten Details ausgearbeitet. Fantasie ist ein wunderbares Konstrukt. Der kleinste Gedanke, die winzigste Idee, kann ganze Welten erschaffen. Es ist natürlich auch ein normalerweise langwieriger Prozess verbunden mit intensiver Arbeit, aber eine der wenigen die unglaublich viel Spaß machen. Nie hätte ich gedacht, dass ich eines Tages neben einer waschechten Autorin sitzen würde und ihr bei der Ausarbeitung von solchen Welten helfen dürfte, geschweige denn dabei noch an meine eigenen Werke, die sich seit etlichen Jahren in meinem Kopf ausbreiteten, denken könnte.

So entwarf ich Konzepte für Eisdrachen, schrieb, plante Legenden und Mythen, las und rezensierte, knotete Woodwalkers-Ketten und schrieb noch ein wenig mehr. Vor ein paar Tagen hätte mich der Gedanke erneut von so vielen Fünf- und Sechstklässlern umgeben zu sein, wahnsinnig gemacht, aber hier saß ich außerordentlich zufrieden mit der Welt in einer Schule und hörte Katjas Lesung zu. Gestern hatte ich sogar das Glück, eine Agentur, die Katja und andere Autoren betreut, besuchen zu dürfen.  Man hört anscheinend doch nie mit dem Lernen auf.

An dieser Stelle möchte ich mich wirklich nochmal bei Katja bedanken. Nicht nur war dieses Praktikum unglaublich hilfreich, interessant und bestätigend, sondern es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht die Zeit hier zu verbringen. Die gemeinsamen Mittagessen, die Gespräche mir dir und auch deinem Mann und Sohn (mit exzellentem Buch- und Seriengeschmack 😛 ), und die allgemeine Stimmung, waren nichts, mit dem ich gerechnet habe. Ich werde die Zeit hier in Erinnerung behalten und warte gespannt auf die Veröffentlichung deiner nächsten Werke. Vor allem „das dunkle Wort“. Es war wirklich eines der besten Bücher, die ich seit langem gelesen habe.  Vielen, vielen Dank.

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