Praktikumsbericht Ilka Brühl

Februar 2017

Als ich zufällig gesehen habe, dass Katja Praktika anbietet, war ich total baff. Mir war es nie in den Sinn gekommen, dass Autoren sowas machen könnten. In meiner Vorstellung hütete jeder sein Wissen wie einen Schatz – nicht, dass man sich noch Konkurrenz heranzüchtet.

Jetzt, an meinem letzten Praktikumstag bin ich da schlauer. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ungefähr die Hälfte meiner Arbeitszeit von 9-15 Uhr, habe ich Katja bei ihren Projekten unterstützt – Hintergründe für ihren aktuellen Roman recherchiert, Autorenfotos erstellt, mir eine Testlesung angehört und einiges mehr. Dabei hat sie probiert die eigenen Interessen zu berücksichtigen und offengelassen, wann man was erledigt. Das fand ich richtig gut. Die restliche Zeit konnte ich mich meinem eigenen Roman widmen. Eigentlich wird der Begriff Arbeitszeit dem nicht gerecht. Arbeit ist für mich, nach Feierabend völlig kaputt nach Hause zu kommen. Aber das Gegenteil war der Fall – ich war permanent inspiriert und hatte den Drang noch stundenlang weiterzuschreiben. Wenn ich mal unsicher mit meinem Plot oder einer gerade verfassten Textpassage war, habe ich kurz um die Ecke gelinst, ob die Tür zu ihrem Arbeitszimmer offenstand. Denn es gab einen ganz simplen Code: Tür offen – komm doch rein, Tür zu – brauche gerade meine Ruhe. Das war echt easy und super wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden. Denn AutorInnen sitzen nicht den ganzen Tag – von der Muse geküsst – am Schreibtisch und schreiben einen Bestseller nach dem anderen locker runter. Es gibt Phasen intensiver Recherche, damit die erschaffenen Welten und Wesen so realistisch wie möglich sind und den Leser am besten aus den Buchseiten heraus anspringen. Anschließend folgt das Schreiben, allerdings nicht gleich die Endfassung. Testleser geben ihr Feedback und Lektoren mischen auch noch mit. Das fertige Buch ist also vorher schon durch einige Hände gegangen und wurde mehrfach überarbeitet. Wenn man, wie Katja, mehrere Bücher pro Jahr veröffentlicht, überschneiden sich diese Vorgänge teilweise und es ist wichtig seine Zeit gut einzuteilen. All das weiß ich nun. Die Vorstellung Autorin zu sein, hat somit eine bedeutende organisatorische und handwerkliche Komponente bekommen – ist für mich aber nicht weniger reizvoll als vorher. Toll fand ich generell, dass Katja immer ehrlich zu einem ist. Sei es im Feedback zum eigenen Roman, aber auch den Nachteilen des Lebens als Schriftstellerin.

Gestern haben wir dann mit ihrer Familie zusammen ein Abschiedsessen gekocht (jammi!) und noch gemütlich zusammengesessen. Empfehlen kann ich euch übrigens generell die Workshops die Katja in München anbietet. Eine gute Möglichkeit sie vorher schon mal kennenzulernen oder die Zeit hier zu verlängern, so wie ich es getan habe.

Liebe Katja, danke für die tolle Woche. Ich bin ganz sicher, dass man voneinander hört – und das meine ich nicht als Floskel. 🙂

 

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert