Nora Elteste

Februar 2023

Ein halbes Jahr lang hatte ich mich auf das Praktikum gefreut, aber als ich den Namen auf dem Klingelschild sah, überfielen mich die kleinen fiesen Zweifel doch noch – und umso heftiger. Was hatte ich mir nur gedacht? Was, wenn sie erwartete, dass ich einen fertigen Roman auf einem USB-Stick mitbrachte? Oder sie mich die ganze Zeit nur heimlich beobachten würde, damit sie später eine Buchfigur aus mir machen kann? Und überhaupt, wäre jetzt nicht der perfekte Moment für eine Schreibblockade? Im Nachhinein lache ich darüber. Keine meiner Befürchtungen sind eingetreten.

Stattdessen sind es die schönsten, spannendsten und lustigsten zwei Wochen geworden, die ich mir hatte vorstellen können. Katja hatte sich Vieles für mich überlegt, sodass ich nie in Verlegenheit geriet oder Langeweile bekam, gleichzeitig konnte ich auch immer selbst entscheiden, was mich interessiert, oder selbst etwas vorschlagen. Ich habe Nebenfiguren ausgearbeitet (das allein ist eine Kunst, wie ich feststellen musste – auf die Details kommt es an). Ich durfte viele Exposés lesen und kommentieren: eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, weil Katjas Exposés schon so spannend sind wie richtige Romane. Ich hatte auch viel Zeit, an meiner eigenen Geschichte zu arbeiten (erst über ein Exposé, dann über die Figuren), und plötzlich füllten sich die Seiten wie von selbst. Zu meinen Aufgaben gehörte auch Recherche für zukünftige Buchprojekte, und die Duden-Korrekturzeichen gehen mir jetzt ebenfalls leicht von der Hand.

Am Mittwoch der zweiten Woche durfte ich einen Tag lang in der Literaturagentur Rumler verbringen. Hier wurde ich ebenfalls sehr herzlich aufgenommen und habe viel über Agenturen, Verlage und die Buchbranche gelernt. Ich durfte sogar zwei Kurzgutachten zu Leseproben verfassen.

Teilweise wurde ich ein bisschen misstrauisch, als vor meinem Fenster postkartentauglich der Schnee fiel, eine Katze (mit einem kleinen Umweg über meinen Schoß) auf meinen Schreibtisch sprang und es sich auf meiner Tastatur bequem machte, ohne darauf zu achten, dass das Bild, das sich mir bot, aussah, wie etwas, was man findet, wenn man „writing aesthetic“ bei Pinterest eingibt.

Für jemanden, der seit Jahren Katjas Bücher liest (und insgeheim Leute als „Bison“ oder „Frosch“ einordnet) waren diese zwei Wochen das Beste, was mir hätte passieren können: Von einer talentierten und erfahrenen Autorin wie Katja lernen zu dürfen und zwei ganze Wochen Zeit haben, um das zu tun, was man am liebsten macht.

Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Katja bedanken. Ich habe mich immer sehr willkommen gefühlt, sei es beim Manuskripte-Vorlesen am Küchentisch, bei unseren morgendlichen Besprechungen oder beim gemeinsamen Brainstormen (ein Name für einen Bösewicht will schließlich wohlüberlegt sein). Du hast mich sehr ermutigt durch zahlreiche praktische Hinweise, vor allem aber durch Dein Vorbild: Deine unglaubliche Fantasie und Souveränität zusammen mit der Tatkraft, die nötig ist, um Projekte Stück für Stück tatsächlich zu verwirklichen.