In der Anthologie “Drachengift” (Hg. Sabine Franz, Arena 2007) ist meine Geschichte “Arthor auf Schloss Fledermaus” erschienen (gedacht für Kinder ab 8).
Leseprobe
Arthor hasste das Geräusch, das seine Krallen auf dem polierten Marmorboden machten. Er hasste die Treppenstufen, die immer seine Bauchschuppen aufschürften. Er hasste es, dass er sich jedes Mal die Spitzen seiner Flügel prellte, wenn er zu spät daran dachte, wie wenig Platz es hier gab. Aber vor allem hasste er es, dass er gezwungen wurde, Elfenwurztee und Kümmelplätzchen zu servieren. Und das für die nächsten hundert Jahre!
„Wo bleibt mein Tee? Wird’s bald!” meckerte Leonidas. Arthor hätte ihn am liebsten angefaucht – oder noch besser, gebissen! – aber das ging schlecht, weil er gerade ein Tablett auf seiner Schnauze balancieren musste. Außerdem hinderte der Bannspruch ihn daran, Leonidas irgendetwas anzutun. Dieser verdammte Bannspruch! Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, hätte Arthor jetzt auf dem Weg zu den großen Inseln im Osten sein können, unterwegs zum ewigen Eis der Frostdrachen, zu den Wundern des schwarzen Kontinents …
Als Arthor den Kopf wieder hob, sah er, dass Leonidas ihn mit zusammengekniffenen Augen über seine Lesebrille hinweg musterte. „Du wirst nächste Woche allein hier auf dem Schloss bleiben”, verkündete der Zauberer und kratzte sich den Kopf. Das tat er oft. Er züchtete dort Leuchtläuse, die er ab und zu für seine alchemistischen Experimente brauchte. „Ich werde zum großen Magiertreffen nach Wyford reisen.”
Arthor war begeistert. Eine Woche allein auf Schloss Fledermaus! Vielleicht schaffte er es in dieser Zeit endlich einen Fluchtweg zu finden! „Zu Befehl”, sagte er und versuchte betrübt dreinzuschauen. Es gelang ihm nicht besonders gut.
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