Praktikumsbericht Clara Manzel

Januar 2022

Eine Woche lang haben meine Finger munter Ping-Pong auf den Tasten meines Laptops gespielt. Eine Woche lang sind mir die Ideen und die Wörter unter den Fingernägeln hervorgequollen, wie die Niagarafälle wenn der Klimawandel im Sommer nicht gerade zuschlägt. Eine Woche lang haben schwarze Buchstaben ihren Platz auf dem weißen Hintergrund spielerisch erkämpft. Und jetzt, ausgerechnet jetzt, wo ich nur diese Woche schildern soll, ausgerechnet jetzt sucht mich der gefürchtetste Dämon der Autorenwelt heim. Die Schreibblockade.

Hinterhältig springt sie einen an, wenn gerade der Kopf zu leer oder zu voll ist. Oder zu durcheinandergewirbelt und die Ideen darin an Orten herumliegen, an die sie absolut nicht gehören, während Sorgen und Ängste es sich in der Kopflounge gemütlich machen.

Sorgen, dass der Bericht die Realität nicht abbilden kann. Sorgen, dass der Bericht den Ansprüchen (meinen oder den der Leser) nicht gerecht wird.

Faszinierend, wo sich überall noch Sorgen rein quetschen können, wenn der Kopf eigentlich schon so voll von Eindrücken und schönen Erlebnissen ist. Eindrücken, wie schon morgens auf der S-Bahn fahrt die Spiegelungen im kleinen See zwischen Olching und Esting zu bewundern. Oder nach der kurzen Morgenbesprechung schon ein warmes Lächeln mit an den Schreibtisch nehmen zu können. Erlebnissen, wie sich im Internetdschungel auf der Suche nach Namibianischen (nicht Nigerianischen) Heilpflanzen zu verirren, obwohl Namibia von Savanne und Wüste bedeckt ist. Oder ein kostenloses Sonnenbad von der direkt ins Fenster strahlenden Sonne zu bekommen. Die, neben dem Kater… meine eifrigste Beobachterin war.

Aber das klingt ja alles wenig Autorenhaft, nicht wahr? Bahnfahren, Lächeln, Sonne. Was hat das mit Autoren sein zu tun. Naja, was ich gelernt habe ist, dass der Alltag einer Autorin nicht wie etwas Übernatürliches aus einer fremden Welt funktioniert, sonder ganz terrestrisch-menschlich. Da gehören Dinge, wie Mittagspause und Katerstreicheln dazu. Aber auch Gespräche über misslungene Illustrationen, abendliche Online Lesungen und natürlich Schreiben, Schreiben, Schreiben. Ich bin bestimmt nicht die einzige Praktikantin, die für sich herausfindet, dass das Autorenleben um einiges komplexer ist, als die romantische Vorstellung von Laptop, Kaffeetasse und Geschichten, die sich beinahe von selbst schreiben. Bei Katja kommt zum Beispiel auch noch die ständige Interaktion mit den Fans hinzu, die ich, mal ganz unliterarisch und frei gesprochen, wirklich beeindruckend finde. Daran merkt man, was für ein offener und herzlicher Charakter Katja ist. Apropos Charakter. Charaktere zu entwickeln ist natürlich auch ein wichtiger und spaßiger Teil des Bücherschreibens, also auch dieses Praktikums.

Ach, mir hat das ganze Praktikum Spaß gemacht. Diese gemütliche Mischung aus Schreiben, Lesen, Zuhören, Fragen, leckerem Essen und dem Geschmack von geheimen Insider Informationen.

Kaum am ersten Tag zu spät gekommen und schon sind ganze fünf Tage vorbei. Schade, aber die Schreibblockade ist es zum Glück auch. Dieser Praktikums Bericht sieht wenig nach Schreibblockade aus, aber er zeigt ja nicht die Stunden bevor er entstanden ist. Katjas Praktikum hingegen öffnet den Blick auf so viele Entstehungsphasen von verkaufsreifen oder sich schon verkaufenden Büchern.

PS: Dem eifrigen Leser wird aufgefallen sein, dass ich stets von einer Woche sprach. Die zweite Woche ist Katja auf Lesereise und ich werde in einem Buchladen, in dem sie eine Lesung hält, arbeiten.

PPS: Hier noch ein Kommentar des überaus schreibtalentierten Katers der eine Woche lang pflegte, ab und zu über meine Tasten zu stolzieren. Oder meinen Schoß kurzerhand zum Körbchen umfunktionierte. Es war mir eine Ehre ..:

„ghhhhhhhhhhhhzggggggggzh“

PPPS: Vielen Dank Katja und Familie fürs herzlich aufnehmen. Das Foto-Spiel merke ich mir J .

 

 

 

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