Zu Gast auf dem Fantasyfest von Esbjerg 2023

Planlos in Dänemark

Zu Gast auf dem Fantasyfest von Esbjerg

Katja Brandis  September ´23

Eine Einladung, auf einem Fantasyfest in Dänemark zu lesen? Das fand ich superlustig, was mein dänischer Verlag mir da vorschlug, da ich dieses kleine, aber charmante Land bisher nicht kannte. Ich sagte sofort zu und freute mich schon. Beinahe hätte ich dann doch noch absagen müssen, weil wir einen Familiennotfall hatten und ich überstürzt nach Frankfurt zu meinen Eltern reisen musste. Doch von dort aus konnte ich nach eineinhalb Wochen zum Glück mit einer Zwischenübernachtung in Hamburg gerade noch rechtzeitig nach Norden fahren.

Schon zur Mittagszeit im Zug nach Esbjerg fragte mich eine junge Frau: „Fahren Sie auch zum Festival?“ Ich antwortete: „Ja, ich trete dort auf, ich heiße Katja …“

„Etwa Katja Brandis? O mein Gott, Sie sind meine Lieblingsautorin!“ So lernte ich die dänische  Buchbloggerin Aurora kennen. Das war doch mal ein guter Anfang! Abgeholt wurde ich von zwei Deutschen, die in Dänemark lebten, dann stand ich auf einmal im Gewühl des Fantasyfestivals, umgeben von jeder Menge Besuchern, davon viele Leute in Gewandung und tollen Kostümen. Einem Gewimmel, das sich in der riesigen Bibliothek konzentrierte, aber durch die ganze Stadt erstreckte. Ganz Esbjerg war im Fantasyfieber! Sogar die Reiterstatue hatte sich in einen Einhornreiter verwandelt. Das Programm war umfangreich, im Stundentakt fanden an diesem Wochenende Vorträge, Lesungen, Signierstunden statt und es waren Schriftsteller aus Dänemark, England und sogar jemand aus den USA zu Gast. Ich war die einzige Autorin aus Deutschland.

Ich sagte Hallo beim Stand meines dänischen Verlegers Staarup, wo ich jede Menge meiner Bücher bewundern konnte, aber so richtig viel Orientierung hatte ich noch nicht. Da ich leider kein Wort Dänisch kann und außerdem überhaupt keine dänischen Kronen hatte, konnte ich mir nichts auf dem Mittelaltermarkt oder dem Bücherflohmarkt kaufen und auch die leckeren Sachen, die alle anderen Leute verspeisten, wirkten unerreichbar. Viele Leute zahlten mit einer landestypischen Handy-App, die ich leider nicht hatte. Nachdem ich völlig verpeilt eine Stunde zu früh am Treffpunkt mit meiner Betreuerin gegangen war (natürlich war keiner da …), riss ich mich zusammen und ließ mir erstmal das eintrittskartenartige Ding übersetzen, das in meinen Willkommensunterlagen gewesen war. Es stellte sich als Essensgutschein heraus. Mit Google Translator fand ich heraus, was an dem entsprechenden Stand überhaupt im Angebot war, und machte mich dann gestärkt auf den Weg in die Innenstadt, um mir einen Geldautomaten zu suchen.

Dabei bestaunte ich eine Fantasy-Parade, kam an einer Drachendarbietung, mehreren Full time-Feen und einem Rudel Mittelaltermusikern vorbei. Schließlich spuckte ein Automat für mich dänische Kronen aus und ich fühlte mich deutlich wohler und vorübergehend sehr reich.

Mit nun Zen-artiger Gelassenheit wartete ich (diesmal zur richtigen Zeit!) auf irgendeine Betreuerin und lernte die zauberhafte Josephine kennen, die das Interview mit mir moderieren würde. In Englisch, das war für uns beide und die Zuhörer kein Problem. Es kamen etwa dreißig Gäste zum Zuhören, ich quatschte auf der Bühne mit Josephine, zeigte Making-of-Bilder von Woodwalkers und Seawalkers (bis die Technik versagte) und beantwortete eine Zuhörer-Frage (die Leute waren ein bisschen schüchtern). Danach gab´s ein Signierstündchen. Viele Fans waren wirklich rührend begeistert, zum Beispiel Dorthe die Wolfs-Wandlerin. Manche sprachen sogar Deutsch. Eine Staarup-Mitarbeiterin übersetzte, wenn wir uns gegenseitig nicht verstanden. Übrigens weiß ich jetzt, dass Autor/Autorin in Dänisch „forfatter“ heißt. Klingt irgendwie nach Vorväter, finde ich …

Abends noch Party? Nein, nicht nach dieser Horror-Woche bei meinen Eltern. Ich gönnte mir einen Seafood-Salat in der Innenstadt und kollabierte im zum Glück sehr schönen Hotel. Am Sonntag Morgen war ich zum Glück sehr früh wach, so dass ich noch meine Lesung (aus den englischen Übersetzungen) üben und ein paar Mails meiner arg vernachlässigten Fans beantworten konnte. Dann setzte ich das Bad unter Wasser, weil ich nicht kapierte, wie die Dusche funktionierte. Verpeiltheit war irgendwie mein Motto während dieses Festivals …

Wie würde die Lesung – meine erste in englischer Sprache – klappen? Ich war gespannt. Meine Betreuerin Lene holte mich zusammen mit dem jungen britischen Fantasy-Autor Taran Matharu vom Hotel ab und brachte uns zu unseren Einsatzorten. Meiner war ein Saal mit hundert Plätzen … und meine Lesung war ausgerechnet die erste des Tages an einem Sonntag morgen um 10.30 Uhr. Würde überhaupt jemand kommen? Sah nicht so aus, zehn Minuten vor Beginn waren erst zwei Gestalten da (und davon gehörte eine zum Festival, wie sich herausstellte). Ich versuchte zumindest äußerlich ganz locker zu bleiben, und war superdankbar, als fünf Minuten vor Beginn dann tatsächlich Publikum eintraf.

Mit immerhin fünfunddreißig Leuten oder so – seltsamerweise fast alles Erwachsene – konnte ich pünktlich starten. Fit und ausgeruht legte ich los und war dankbar, dass ich gestern schon den ganzen Tag englisch gesprochen hatte und die passenden Vokabeln in mein Kurzzeitgedächtnis abgelegt hatte („animal shape“, „study expedition, „school principal“, „second season“ und so weiter.) Ich las die erste Begegnung zwischen Holly und Carag aus Band 1 und die „Norwegische Wursthund“-Szene aus Band 2 (was die Übersetzerin mit „Wiener Schnitzelhound“ übersetzt hatte). Natürlich fragte ich mich, ob die dänischen Zuhörer überhaupt alles verstanden von dem, was ich da von mir gab … und war sehr erleichtert, als sie an den richtigen Stellen lachten! Und im Gegensatz zu gestern kamen diesmal richtig viele Fragen (immerhin drei).

Ich behielt die Uhr im Blick, weil ich wusste, dass wir alle nach genau einer Dreiviertelstunde aus dem Saal raus mussten, bekam noch einen gekürzten „Making of“-Erzählblock in die Veranstaltung reingequetscht und war superpünktlich fertig. Wer wollte, bekam noch eine Woodwalkers-Kette, solange der Vorrat reichte, dann signierte ich eine halbe Stunde lang. Eine junge Frau hatte einen ganzen Koffer voll Brandis-Romane mitgebracht … ich war beeindruckt! Sicherheitshalber ließ ich mir jeden Namen aufschreiben, bevor ich ihn ins Buch pinselte. Es waren ein paar mit dänischen Sonderzeichen dabei und andere, die ich noch nie gehört hatte (zum Beispiel Nanna, Ea, Helle, Lauge und Chance). Und ein Mädchen trug den wunderbar poetischen Namen „Storm“, der tatsächlich kein Nickname, sondern ihr richtiger Name war. Wow!

Lene fuhr noch mit mir an den Strand, ich sprang in die Nordsee (erfrischend!) und wir aßen jeder ein Eis, das wir tapfer gegen Kamikaze-Wespen verteidigten. Was mehr kann man von einem Ausflug nach Dänemark erwarten? Meine letzten dänischen Kronen wurde ich dann beim Abendessen los und am Montag machte ich mich auf den elfstündigen Rückweg nach Hause.

6 Kommentare

  1. Hi Katja,
    ich wollte mal fragen, wo genau sie ihre Lesungen im Bodenseekreis abhalten. Sind das spezielle Schulveranstaltungen und wenn ja, machen sie auch eine Lesung im Bildungszentrum Markdorf?

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    • Hi Schneeleopard,
      ich habe insgesamt zehn Lesungen in Schulen, es gibt also die Chance, dass du mich sowieso irgendwie „abkriegst“. Im Moment versuche ich die Veranstalter zu überzeugen, dass sie noch eine offene Lesung mit mir machen sollten (in Kooperation mit einer Buchhandlung). Bin gespannt!
      Bis vielleicht bald …
      Katja

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  2. Hi Katja
    Ich wollte fragen ob du vielleicht mal eine Verlosung machen kannst die nicht über YouTube geht. Ich habe noch kein Konto dort und kann deswegen auch keine Komentare schreiben.

    LG Sofia

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    • Hi Sofia,
      das ist eine gute Idee, ich habe ab und zu schon mal eine über die Homepage gemacht, das kann ich gerne mal wieder tun … aber dafür eignen sich eher kleine Verlosungen, sonst bricht die wegen der vielen Teilnehmer einfach zusammen. Wenn du eine andere Idee hast, wie es gehen könnte, nur her damit.
      Viele Grüße,
      Katja

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    • Hi
      das klingt alles superspannnend. Ich war auch schon mal auf dem Fantasyfest
      Und finde es einfach es war superspannend (unterwandert auch weil ich kein Dänisch kann). Ich hab noch eine allerletzte Frage. Ich will mich wenn seawalkers verfilmt wird als Nox bewerben. Wird Se-wa verfilmt?

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      • Hi Eisvogel-Wandler,
        wie cool, dass du auch schon mal auf dem Fantasyfest warst!
        Ob Seawalkers verfilmt wird, steht noch nicht fest – das hängt davon ab, wie erfolgreich die Woodwalkers-Filme werden.
        Viele Grüße,
        Katja

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